Vielschichtige und ambivalente Eindrücke hat unser Mitarbeiter, Projektmanager Christian Siegele, bei seiner Dienstreise im Südsudan gesammelt. Besonders in den ländlichen Gebieten fehlt es in dem ostafrikanischen Land an Perspektiven, medizinischer Versorgung und Infrastruktur. Aber auch in der Hauptstadt Juba, in der unser Projektpartner ACROSS seinen Sitz hat, sieht es für die meisten Menschen nicht rosig aus. Wer es sich leisten kann, will seine Kinder nicht zuletzt aufgrund der hohen Kriminalität in eine Schule außerhalb des Landes schicken und lieber woanders mit besseren Entwicklungschancen aufwachsen sehen.
Christians Beobachtungen zufolge bräuchte der seit 2011 unabhängige Staat dringend mehr Stabilität, Wirtschaftswachstum, Vertrauen und Zusammenhalt. Doch der Bürgerkrieg, verbunden mit vielen Rebellengruppen, führe dazu, dass viele Orte im Land nur aus der Luft erreicht werden können, erzählte Christian nach seinem jüngsten Aufenthalt. Dies schränke auch die Arbeit von Kirchen und Hilfsorganisationen massiv ein, da viele Strecken nicht oder nur beschwerlich zurückgelegt werden können. Viele Hilfsorganisationen im Land hielten sich daher nur in der Hauptstadt auf. Für Coworkers ist es aber ein sehr wichtiges Anliegen, alle Projektpartner persönlich zu besuchen und gute Begegnungen auch in Regionen außerhalb der Hauptstadt zu schaffen.
Viele Jahre lebte Christian selbst im Land, war häufig in verschiedenen Städten im Südsudan unterwegs und knüpfte Kontakte zu Partnerorganisationen: „Ich habe dort enge Beziehungen aufgebaut. Das Land ist für mich selbst ein Stück Heimat geworden.“ In jahrelanger Arbeit hat der Stuttgarter vieles gesehen und erlebt. Nicht zuletzt überzeugt durch seinen persönlichen Glauben an Jesus Christus weiß er sogar in verfahrenen Situationen: Es gibt immer Hoffnung! Niemals darf die Dunkelheit über das Licht siegen. Nicht nur in der Adventszeit lohnt es sich, ein Licht anzuzünden, der Nächstenliebe weiten Raum zu geben und zu reparieren, was kaputt ist. Wer hiermit klein anfängt, darf dennoch ganz groß träumen: "Mit Gottes himmlischem Reich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf sein Feld sät. Es ist zwar das kleinste von allen Samenkörnern, aber wenn es aufgeht und wächst, wird es größer als andere Sträucher. Ja, es wird zu einem Baum, auf den die Vögel fliegen, um in seinen Zweigen ihre Nester zu bauen." (Matthäus 13,31f.)
Christian wünscht sich eine Vision und eine Identität der Südsudanesen für ihr Land und für ihre Mitmenschen. Dies könne gelingen, wenn nicht jeder Stamm für sich kämpfe, sondern alle Menschen im Land zusammenrückten. So könnte ein Neuanfang entstehen sowie Wunden heilen und Feindschaften beendet werden. Einen Lichtblick inmitten trostloser Umgebung erlebte unser Kollege als er bei seinem Besuch jungen Menschen begegnete, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sind: „Es ist deprimierend, wie viele junge Menschen im Krieg aufwachsen und eine trostlose Situation vorfinden, in purer Armut und ohne Stabilität, oft in Flüchtlingslagern. Umso mehr war ich davon beeindruckt, auf welch neugierige und positive Weise mich ein Mädchen am Emmanuel Christian College nach meiner „mission for life“, also nach der Mission für mein Leben, fragte.“
Das Miteinander mit den einheimischen Projektpartnern ist geprägt von einer tiefen Wertschätzung und langjährigen, tragenden Beziehungen. Besonders fällt Christian auf, welch großes Herz die Christen vor Ort für ihre Mitmenschen und den Fortschritt für ihr Land hätten und wie sie sich ganz konkret zum Wohle anderer Menschen engagierten, allen Schwierigkeiten und Herausforderungen zum Trotz! Die Menschen im Südsudan sind zutiefst dankbar, dass Coworkers sie durch Fachpersonal oder finanzielle Hilfe in ihrem Anliegen unterstützt. Ihr sehnlichstes Gebetsanliegen ist Frieden für ihre Heimat. Danke, wenn Sie mit uns dafür beten!
Informationen zum Projekt:
Im Einsatz für die Entwicklungszusammenarbeit im Südsudan sind unser Projektpartner, die lokale Hilfsorganisation ACROSS (African Committee for the Relief of the Southern Sudanese), und unsere entsandte IT-Fachkraft Simon Scherieble. Coworkers kennt die professionelle Arbeit der Organisation ACORSS seit ihrer Anfangszeit und konnte sie über die Jahre verfolgen und auch finanziell unterstützen. ACROSS ist trotz den widrigen Umständen des Landes immer im Land präsent geblieben und hat seine Arbeit den Umständen und der Zielgruppe entsprechend immer wieder neu angepasst, was auf eine enorme Flexibilität und auf agile Werksstrukturen hindeutet. Wir sehen in ACROSS eine Organisation, die über die Jahre die Fähigkeit entwickelt hat, besonders in fragilen Kontexten nachhaltige und wirkungsvolle Arbeit zu leisten. ACROSS ist eine der wenigen lokalen Organisationen, die einen enormen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensumstände und zur Friedensbewegung im Land leisten. Um die komplexen und vielfältigen Programme langfristig effektiv durchführen zu können, versprechen wir uns im Bereich des IT-Managements große Chancen, den Wiederaufbau des Landes, durch Entwicklungsprogramme und die Friedensarbeit nachhaltig zu fördern.