Zwischen Mitte August und Anfang Oktober sind 42 Freiwillige an ihre Einsatzstellen gereist, unter ihnen auch Reini. Das erste Mal alleine im Flugzeug erlebt er eine aufregende Mischung aus Vorfreude und Angespanntheit. Eindrücklich berichtet er von seinen ersten Tagen und den ersten Begegnungen in seinem neuen Umfeld.
08:10 Uhr Ankunft am Flughafen. 09:00 Uhr Check in. 10:30 Uhr Boarding. 11:00 Uhr Abflug nach Rumänien. Während ich leise das Lied meines Namensvetters Reinhard May summe, kralle ich mich in meinen Sitz und versuche dabei ganz lässig auszusehen. Schließlich bin ich noch nie geflogen. Sanft rütteln wir in der Blechbüchse in die Lüfte. Unfassbar schön diese beklemmende Freiheit, die mir Reinhard in seinem Lied „Über den Wolken“ beschreibt. Ich lasse Deutschland hinter mir und schwebe Rumänien entgegen. Zurück lasse ich Freunde, Familie und 18 Jahre Hotel Mama, um das Abenteuer Reini in Rumänien aufleben zu lassen. Das Entscheidende aber, das ich nicht zurücklassen muss, ist der, der mich niemals verlässt. Gott. Was für eine befreiende Sicherheit!
Auf rumänischem Boden angekommen wird man überflutet von ersten Eindrücken. Ich treffe auf meine Freiwilligen-Kollegin Anna und eine weitere Praktikantin, die mich am Flughafen abholen. Auf einer zweistündigen Autofahrt darf ich erste Eindrücke des Landes gewinnen. Schlechte Straßen, schlechte Autos mit einem Kilometerstand von mindestens 300.000 km, eine wunderschöne Landschaft und offene, warmherzige Menschen, denen wir begegnen. Auf einer Wanderung an meinem zweiten Tag in Rumänien treffen wir auf einen Hirten namens Costel. Er versucht uns auf Rumänisch den Weg zu erklären. Nach 15 Minuten rumänischem Redefluss stellen wir endlich fest, dass ursu mare nicht großer Berg, sondern viel eher großer Bär bedeutet und Costel versucht, uns genau vor diesem Bären zu warnen. Aber anstatt uns den Hirtenhunden und wilden Bären zu überlassen, ist sich Costel nicht zu schade, uns mit seiner Herde bis zum Gipfel zu begleiten. Was für eine großartige Begegnung.
Schon in meinen ersten Tagen durfte ich immer wieder feststellen, wie perfekt Gottes Führung und sein Zeitplan ist. Ich treffe auf warmherzige Hauseltern, spielfreudige Siedlungskinder und offene junge Erwachsene, die Gott genau zum richtigen Zeitpunkt an meine Seite stellt. Ich bin tief beeindruckt von der Haltung und Herzlichkeit der Sinti und Roma Kinder, die direkt auf einen zukommen und einen eintauchen lassen in ihre Lebenswirklichkeit. Die Fröhlichkeit, die diese Kinder aus sehr ärmlichen Lebensumständen und mit ihren persönlich aufrührenden Geschichten ausstrahlen, ist für mich eindrucksvoll.
Alle meine Sorgen, die ich zu Beginn meiner Reise hatte, egalisieren sich in den ersten Tagen meines Einsatzes. Ich darf erfahren, wie Gott Geborgenheit schenkt in einem völlig fremden Land, mit laut bellenden Hunden und Menschen, die ich noch kaum verstehe. Ich kann erleben, dass Gott mir und den anderen Freiwilligen in der ganzen Welt den Weg bereitet und dass er jeden von uns begleitet. „Der Herr ist mein Hirte mir wird nichts mangeln!“ Psalm 23,1. Diesem Zuspruch dürfen wir vertrauen. Was für eine Ehre!
Gottes Segen wünscht Reini aus Rumänien