Coworkers: Unsere Medien berichten immer noch über den Krieg in der Ukraine. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Krieg nun schon über drei Jahre andauert.
Mark: Wir sind dankbar, dass die anderen europäischen Länder immer noch an uns denken und uns unterstützen. Insbesondere für die Christen, die weiterhin für uns beten. Das ist enorm wichtig für uns. Wir sind schon sehr müde vom Krieg.
Coworkers: In welchen Situationen musstest du mutig sein?
Mark: Zu Beginn des Krieges halfen wir als Gemeinde, viele Leute in andere Teile der Ukraine zu evakuieren. Meine Frau und ich entschieden, dass wir in Charkiw bleiben. Wer würde sonst bleiben, wenn nicht wir Christen? Es gibt natürlich Druck von überall. Mittlerweile haben wir einjährige Zwillinge und alle fragen uns, warum wir auch jetzt noch bleiben. Aber wir wissen, dass es wichtig ist. Auch wenn es gefährlich ist. Fast täglich hören wir Detonationen von Bomben. Aber wir spüren, dass unser Platz hier ist.
Coworkers: Welche Rolle hat dein Glaube dabei gespielt?
Mark: Der sicherste Ort ist dort, wo man in Gottes Willen lebt. Unser Glaube lehrt uns, dass wir unser Leben nicht in der Hand haben, sondern Gott der ist, der alles unter Kontrolle hat. Viele Ukrainer haben nicht nur ihren ganzen Besitz verloren, sondern auch ihre Hoffnung. Wir möchten, ihnen wieder Hoffnung geben – in Jesus Christus. Ich empfinde es als großes Privileg, das mit anderen zu teilen. Ohne unseren Glauben, wären wir nicht mehr in Charkiw. Natürlich gibt es keine Garantie, dass wir überleben. In einer Sekunde könnte ich mein Leben wegen einer Drohne oder Rakete verlieren.
Coworkers: Triffst du andere Leute, die ebenfalls mutig sind?
Mark: Ich treffe jeden Tag mutige Leute. Leute, die in dieser Zeit ihre Kinder in der Ukraine großziehen. Die den Soldaten helfen. Ältere, die Geflüchteten helfen. Christen, die als Freiwillige an der Front Menschen evakuieren, Verwundete verarzten – unter Sirenen und Beschuss. Als Außenstehender kann niemand verstehen, warum wir bleiben. Unsere Mission ist viel größer als ein Leben. Wir sind Werkzeuge in Gottes Hand: Mitten im Krieg erleben wir, wie Menschen offen werden für den Glauben.
Coworkers: Kommt dir da jemand besonders in den Sinn?
Mark: Alena zum Beispiel. Sie lebte in Wowtschansk, einer kleinen Stadt an der Grenze zu Russland. Die Stadt gibt es nicht mehr, sie wurde dem Erdboden gleich gemacht. Alena versteckte sich während eines Raketenangriffs in einem Bunker. Sie war keine Christin, aber während die Bomben um den Bunker einschlugen, flehte sie zu irgendeinem Gott: „Bitte rette mich!“ Sie fand ein Neues Testament und las es, im Bunker sitzend während der Bombenangriffe fünf Mal komplett durch. Als Alena nach Charkiw evakuiert wurde, kam sie zu uns in die Gemeinde, lernte Jesus kennen und verstand, dass er es war, der sie gerettet hatte. Alena möchte nun andere zu einem Leben mit Jesus einladen, weil er ihr neues Leben geschenkt hat. Trotz ihres hohen Alters – sie ist schon über 70 – hat sie sich entschieden, in Charkiw zu bleiben und Gott an diesem gefährlichen Ort zu dienen.
Es war unglaublich beeindruckend, mit welcher Ruhe Mark im Interview über die schwierige Situation und seinen möglichen Tod gesprochen hat. Seit Beginn des Krieges unterstützt Coworkers Marks Gemeinde im Rahmen der Nothilfe. Bitte betet mit uns, dass Gott ihn und seine Familie beschützt. Und dass endlich Frieden in der Ukraine einkehrt!