Es ist jetzt November und zu dieser Zeit kommt bei mir für gewöhnlich Vorfreude auf, Vorfreude auf volle Weihnachtsmärkte mit Glühwein und gebrannten Mandeln, kalte Wintertage und Familienzeit am Weihnachtsbaum. Von einem solchen Weihnachtsfest fühle ich mich hier in Südostasien weit entfernt. Die Temperaturen erreichen noch immer bis zu 30 Grad und in den Geschäften werden weder Lebkuchen noch Schoko-Nikoläuse verkauft. Doch ist Weihnachten nicht so viel mehr als das? Hier in meinem Fachpraktikum erlebe ich ganz neu, was Christsein und damit auch Jesu Kommen auf diese Welt wirklich für mich bedeuten.
Bei der Hilfsorganisation, bei der ich mein Praktikum in der Buchhaltung (und in anderen Bereichen) machen darf, wird mein Blick auf die Welt zurzeit ganz schön auf den Kopf gestellt. In Deutschland bemühen wir uns zu dieser Jahreszeit meistens um eine friedvolle Stimmung, passende Geschenke und eine schöne Festplanung. Aktuell wird uns bewusst, dass auch in Deutschland und Europa mehr Menschen mit Sorge auf den langen Winter schauen. Mit unseren Bedenken sind wir nicht alleine. Die Herausforderungen mögen zwar andere sein, doch gewiss nicht wenig besorgniserregend. Ein Viertel der Weltbevölkerung fragt sich, ob es an Heiligabend genug Essen für die ganze Familie gibt, wie lange ihr krankes Kind noch ohne medizinische Versorgung am Leben bleibt oder ob mit dem Verkauf der jüngsten Tochter die Existenz der Familie vielleicht für eine weitere Zeit gesichert werden kann. Für viele Menschen ist Heimatlosigkeit und Armut die traurige Wahrheit.
Doch in all dem Leid der Welt will ich mich immer wieder daran erinnern, wie viel Grund mir mein Gott zur Freude und Dankbarkeit geschenkt hat. Von ihm kommt alles, woran ich mich erfreue. Und das größte Weihnachtsgeschenk für mich ist Jesus. In unsere Welt voll Streitsucht, Neid, Ausgrenzung und Krieg sendet Gott seinen Sohn, um uns seine Liebe zu zeigen. Eine Liebe, die all dem entgegenspricht, die keine Unterschiede zwischen Menschen macht und sich nach Gerechtigkeit und Frieden sehnt. Und was ich so beeindruckend daran finde: Gottes Angebot der Liebe gilt für jeden, für Arme und Reiche und selbst für diejenigen, die ihn noch nicht kennen oder sich gar nicht für ihn interessieren. Gott liebt uns und stellt es überdeutlich unter Beweis, indem er seinen einzigen Sohn hingibt, um den Weg zum Leben aufzuzeigen. Und auch wenn alle Geschenke, alle Weihnachtsstimmung, alle Freunde und Verwandte nicht da sind - für mich nehme ich dieses Jahr ganz besonders mit, meine „Weihnachts(vor)freude“ durch Jesus zu erfahren. Joy to the World!, heißt es in den Weihnachtsliedern; „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“ (Luk. 2, 10b-11). Jesus, der auf die Welt gekommen ist, um mich zu lieben und zu erretten. Er beruft mich zu Freiheit und schenkt mir ein neues Leben. So wie er die Menschen liebt, möchte ich es auch tun! Am schönsten finde ich nämlich, diese Freude mit anderen teilen zu dürfen. Jesus hat mir gegenüber so viel Großzügigkeit, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft gezeigt und ich merke deutlich, wie meine Freude jedes Mal steigt, wenn ich mit meinen verfügbaren Mitteln anderen Menschen eine Freude bereiten kann. Natürlich spüre ich das bei der Hilfsorganisation offensichtlich bei großen Aktionen wie beispielsweise der Beladung und Verschiffung von mit Sachspenden beladenen Containern. Aber auch in den alltäglichen Dingen fällt mir auf, wie viel man schon allein mit einem Lächeln oder einem freundlichen Aufeinander-Zugehen bewirken kann.
Welch ein Privileg, Jesus als meine Zuflucht zu kennen und ihn in Freiheit feiern zu dürfen. Welch ein Segen, mein Glück mit anderen Menschen teilen zu können. Auch ohne Glitzer, Winter und Familienzeit an Weihnachten schenkt Gott tausend Gründe zur Freude!