Denn er hat gesagt: „Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.“ (Hebräer 13:5)
Vor 29 Jahren fand in Ruanda ein grausamer Völkermord statt. Über eine Million Menschen verloren ihr Leben, viele weitere verloren ihre Familien und wurden alleine zurückgelassen. Bei meinem Praktikum mit ERM Hope in Ruanda höre ich immer wieder von solchen Geschichten. In unserem Patenschaftsprogramm gibt es einige Kinder, die als Waisen zurückgelassen wurden, da ihre Eltern von den Geschehnissen des Genozids stark traumatisiert sind. Erst vor kurzem besuchten wir ein vierjähriges Mädchen, das direkt nach der Geburt auf der Straße ausgesetzt wurde. Kurz darauf fand eine ältere Frau sie und nahm sie mit nach Hause, um sie großzuziehen. Bis heute gibt es keine Spur ihrer Eltern, geschweige denn eine Geburtsurkunde oder ein Geburtsdatum des Mädchens. Traurigerweise ist dies das Schicksal vieler Kinder hier – zurückgelassen und vergessen.
Ich glaube, dass Gott weiß wie es sich anfühlt, vergessen zu werden. In unserer Gesellschaft scheint er oft ein vergessener Gott zu sein. Und das ist nicht nur heute so.
Wir lesen es am Anfang des Alten Testaments. Ein Volk, das aus der Sklaverei befreit wurde, wendet sich schnell danach von Gott ab, um sich vor fremden Göttern zu verneigen. Immer wieder befiehlt Gott ihnen: Erinnert euch.
Erinnert euch an mich – während ihr in der Wüste seid und nachdem ihr im verheißenen Land angekommen seid, das ich euch versprochen habe.
Erinnert euch an mich – wenn ihr wenig habt und wenn ihr mehr als genug habt.
Erinnert euch an mich – wenn euer Becher überfließt und ihr euch satt gegessen habt, denn nichts von dem, was ihr habt, ist euer eigener Verdienst.
Erinnert euch an mich – in den Momenten, in denen sich eure Gebete erfüllen und ihr vergesst, dass ich es war, der es euch gegeben hat.
Es scheint paradox zu sein – ein Gott, der Gutes schenkt im Überfluss, muss seine eigenen Kinder daran erinnern. Sollten wir nicht übersprudeln vor Freude, wenn wir uns daran erinnern, wie gut er ist? Und ist es nicht das Erinnern an Gott, das uns zur Anbetung führt? Wenn wir zu Menschen werden, die Gottes Gnade und Güte vergessen, verpassen wir es, Anbeter zu sein. Bereits in 5. Mose 8:10 heißt es: „Wenn ihr dann reichlich zu essen habt, preist den Herrn, euren Gott, für das gute Land, das er euch geschenkt hat!“.
Erinnert euch an mich – das ist auch der Wunsch Jesu an seine Jünger kurz vor seinem Tod. "Tut dies zu meinem Gedächtnis" – seine Worte, während er das Brot bricht und den Wein einschenkt, ein Bild seines Opfers für uns. Ein Bild des Neuen Bundes und der Gemeinschaft mit Gott.
Was für eine Gnade, dass wir einem Gott dienen, der verspricht: Selbst wenn du verlassen und vergessen wirst, ich nehme dich auf und vergesse dich nie! (Psalm 27:10). Er selbst weiß, wie es sich anfühlt, vergessen zu werden und bringt genau dort seinen Trost und seine Liebe hinein. Er verspricht, dass er voll Freude jubelt, wenn er an uns denkt. Denn wir sind adoptiert in sein Reich, neugeboren als seine Kinder – er kann uns nie vergessen, denn er ist treu und kann sich selbst nicht verleugnen.