Vom Drogen- zum Bibelschmuggler

Projekte – IDEA-Artikel im Christenverfolgung Spezial 2024

Christen in Bhutan bewegen sich im Bereich der Illegalität, wenn sie sich zum Gottesdienst versammeln. Konvertiten gelten als Störer der Gemeinschaft und werden unter Druck gesetzt, zum Buddhismus zurückzukehren. Ein Beitrag von Coworkers.

Als Sherab (Name geändert) im Gefängnis landet, hat der junge Mann schon viel erlitten: Seine alkoholkranke Mutter hatte die Familie früh verlassen. Auf der Flucht vor der gewalttätigen Stiefmutter landete Sherab mit zehn Jahren auf der Straße. „Mit 13 begann ich Drogen zu nehmen. Um an Geld für meine immer stärker werdende Sucht zu kommen, schmuggelte ich Drogen von Indien nach Bhutan“, erinnert sich der heute 32-Jährige. Als er schließlich im Alter von 19 Jahren gefasst wurde, landete er für drei Jahre im Gefängnis. Am Ende seiner Haftzeit kümmerte sich dann ein Christ um den jungen Mann.

Ein Bhutaner ist ein Buddhist
Dass Sherab in Kontakt mit einem Christen kam, ist außergewöhnlich, denn es gibt nur etwa 20.000 von ihnen im ganzen Land. Sie werden als Anhänger einer westlichen Religion betrachtet und stehen daher in einer Gesellschaft mit engen Strukturen unter Druck. Denn für einen Großteil der Bevölkerung steht fest: Ein Bhutaner kann nur ein Buddhist sein. Jede Abweichung wird als Störung der Harmonie und des buddhistischen sozialen Gefüges empfunden. Konvertiten verstecken daher in der Regel ihren Glauben, denn sie riskieren, dass ihre Familien den Kontakt abbrechen. Der Buddhismus ist Staatsreligion und prägt damit auch die Politik des Landes. So versucht die Regierung, die Verbreitung des Christentums zu verhindern – etwa indem Anträge
auf Kirchenregistrierungen unbeantwortet bleiben. Zudem haben Christen keinen politischen Vertreter für ihre Anliegen und deutlich schlechtere Chancen, beruflich aufzusteigen. Regierungsbeamte und Studenten sind verpflichtet, an buddhistischen Aktivitäten teilzunehmen, und von Schülern wird erwartet, dass sie die buddhistischen Gebete mitsprechen. Rücksicht auf andere Religionen wird nicht genommen.

Keine legalen Kirchen
Sherab berichtet weiter: „Der Christ erzählte mir von Jesus und was er für mich getan hatte. Ich verstand, dass ich ein Sünder war, gab mein Leben Jesus und ließ mich taufen. Dann zog ich nach Indien, um dort eine Bibelschule besuchen zu können.“ Um Gemeinschaft mit anderen Christen zu haben oder sich theologisch ausbilden zu lassen, müssen Bhutaner oft das Land verlassen. Bis vor etwa zehn Jahren war es Christen streng verboten, sich überhaupt in Bhutan zu versammeln. Auch wenn bis heute kein einziges Kreuz an einem Gebäude zu sehen ist, dürfen Christen mittlerweile zumindest in ihren eigenen Häusern Gottesdienste feiern. Die Behörden erlauben es nicht, dass Kirchen oder andere christliche Institutionen errichtet werden. So ist eine Gemeindestruktur kaum aufbaubar. Die Kirche Bhutans besteht darum hauptsächlich aus Hauskirchen. Einige von ihnen sowie einzelne Christen werden zudem aufgrund ihrer missionarischen Arbeit überwacht.

Hohes Risiko für Sherab
Trotzdem gibt es mutige Christen, die sich für die Verbreitung ihres Glaubens in Bhutan einsetzen. So wie Sherab: „In Indien entschied ich mich, nach Bhutan zurückzukehren und Gott dort zu dienen. Hier arbeite ich als Pastor und Sonntagsschullehrer. Drei Hausgemeinden haben wir bereits gegründet, und wir planen, dass es noch viel mehr werden im ganzen Land.“ Das birgt einige Hindernisse, und Sherab muss sehr vorsichtig vorgehen. Bibeln und anderes christliches Material können nicht in Bhutan produziert werden, auch der Import ist ausschließlich für den privaten Gebrauch erlaubt. So schmuggelt Sherab nun nicht mehr Drogen, sondern christliche Literatur. Er geht dabei ein hohes Risiko ein: Kürzlich wurde ein Mitarbeiter
einer anderen christlichen Organisation beim Schmuggeln von Bibeln erwischt und drei Tage lang von der Polizei verhört. Seitdem steht der Mann unter besonderer Beobachtung der Behörden. „Wir hoffen auf neue Möglichkeiten, um noch mehr Menschen die Gute Nachricht bringen zu können“, schließt Sherab seinen Bericht. Das hoffen wir auch!

Hier können Sie den Artikel im Layout lesen

Hier können Sie das komplette Magazin bei IDEA bestellen