Von der Krebsstation nach Kenia

Fachkräfte – Tom in Kenia

Tom hat früh erfahren, dass das Leben schnell enden kann. Das hat ihn geprägt: Er will die vergängliche Zeit auf der Erde sinnvoll einsetzen. Als Freiwilliger war er in Kenia – nun zieht es ihn als Fachkraft dorthin zurück.

Die erste große Bewährungsprobe erlebte Tom mit 18 Jahren. Hodenkrebs. Nach dem anfänglichen Schock stand fest: Eine Operation war möglich, und nach kurzer Zeit war er wieder in seiner Ausbildung zum Elektroniker tätig. Tom wurde weiterhin engmaschig untersucht, um möglichst schnell reagieren zu können, falls der Krebs zurückkehren sollte.
Ein Jahr später passierte es. Er erhielt auf der Arbeit einen Anruf. Der Krebs war zurück, nun im Bauchraum. „Für mich brach eine Welt zusammen“, erinnert sich Tom. Er musste direkt ins Krankenhaus – Chemotherapie. Dann die nächste Horrornachricht: Die Chemo schlug nicht an. Die Ärzte sagten ihm: „Wir müssen die Chemo abbrechen. Es funktioniert nicht.“ Nach einigen Tagen Ungewissheit stand fest: Eine große Operation war unumgänglich.

Keine Zweifel an Gott
In dieser Situation wurde Tom, der zur Evangelischen Gemeinschaft Miehlen gehört, immer ruhiger: „Ich habe einen unglaublichen Frieden gespürt. Mir war absolut klar, dass Jesus meine Hoffnung ist.“ Er habe sich zwar die Frage nach dem „Warum“ gestellt, „aber ich habe nicht daran gezweifelt, dass Gott gut ist“.
Die Herausforderung für sein Umfeld sei größer gewesen, sagt er. „Viele schienen fast Angst vor einem Gespräch zu haben.“ Langsam kämpfte er sich nach der OP zurück ins Leben. Und Tom stellte sich die Sinn-Frage. „Wenn ich jetzt gestorben wäre: Für was habe ich gelebt? Was davon bleibt? Wo habe ich Lebenszeit verschwendet?“
Nach einer Jüngerschaftsschule ging er 2022 als Freiwilliger für ein halbes Jahr nach Kenia. Dort hatte er direkt in der ersten Woche ein weiteres prägendes Erlebnis: Tom telefonierte draußen am Handy mit seiner Mutter, als ihn ein Mann mit einem Elektroschocker angriff. Es kam zu einem Kampf, während Toms Mutter am Telefon betete. Ihr Sohn konnte sich befreien: „Ein Wunder.“
Trotz des Angriffs blieb er im Land. Er fragte immer wieder, was Gottes Plan für ihn ist. Wieder in Deutschland durchlief er bei „Rittal“ (Herborn) neun Monate lang unterschiedliche Stationen, um Erfahrungen in einem international erfolgreichen Unternehmen zu sammeln. In dieser Zeit wurde für ihn klar: Sein Platz ist in Kenia.

Neuer Lebensabschnitt
So beginnt jetzt ein neuer Abschnitt: Am 19. Februar ist Tom nach Kenia ausgereist. Er wird – ausgesandt von Coworkers – in einem gemeinsamen Projekt von „Sisters for Hope“ (Schwestern der Hoffnung) und „Business 4 Transformation“ (Geschäft für Transformation) mitarbeiten. Ziel ist, Frauen eine berufliche Alternative zur Armutsprostitution zu geben. Tom ist dankbar. Er will die Liebe Gottes in Wort und Tat weitergeben: „Die Zeit auf dieser Erde ist vergänglich, und ich will sie sinnvoll einsetzen.“

Hinweis: Dieser Artikel erschien (in leicht veränderter Fassung) bereits in Ausgabe 8/2024 von idea. Wir danken für die freundliche Zusammenarbeit.